Auf einen Kaffee mit ... Greta Weithaler
Greta Weithaler ist 21, waschechte Südtirolerin und war ein aufstrebendes Talent im Cross-Country-Mountainbiken. Nach zwei verheißungsvollen Weltcupsiegen in der Juniorenklasse sowie einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Südafrika 2013 hat die Biochemie-Studentin aus Naturns jedoch dem Leistungssport den Rücken zugedreht - und im Anschluss ihre Liebe zum Mountainbiken erst wieder finden müssen. Was das eMTB damit zu tun hat und wie die ehemalige Ausdauersportlerin der Skepsis gegenüber eMTBs gegenübersteht? Lest selbst in unserem folgenden „Espresso-Interview".
Hallo Greta, du warst mal erfolgreiche Athletin im XCO-Weltcup. Was hat dich dazu veranlasst, mit dem Leistungssport aufzuhören?
Oh, da gibt es nicht nur einen Grund und irgendwie dann doch: Mir hat das Mountainbiken keinen Spass mehr gemacht. Schlafen, Schule, Training, Lernen, Schlafen. Das ist ein Rhythmus, der ziemlich schnell zu Druck und Stress führen kann. Mountainbiken ist meine große Leidenschaft. Dass es mir wieder Spaß macht, musste ich mir wieder hart erarbeiten. Leistungssport ist eine ganz andere Nummer, als eine Sportart nur für sich selbst zu machen. Denn sobald du im Leistungssport unterwegs bist, dann bist du nicht mehr alleine. Du hast ein Team, Menschen, die auf dich schauen und sich um dich kümmern und Sponsoren, die auf dich schauen und etwas sehen wollen. So schön das auch sein kann, ich wollte an einem Punkt nichts anderes mehr, als für mich alleine zu sein und meine Freude fürs Biken wiederzufinden.
©Bosch eBike Systems
Du bist im Team der Bosch Uphill Flow Enthusiasts. Welche Gründe gab es für dich, vom XCO aufs eMTB zu wechseln?
Das ist eine sehr gute Frage, denn ich habe eindeutig nicht vom XCO aufs eMTB gewechselt. Ich habe jetzt einfach ein Bike mehr in der Garage stehen, das ich gerne benutze und mit dem ich unter der Saison viel unterwegs bin. Auch privat schaut es so aus, dass ich mal aufs eine, mal aufs andere Bike steige, je nach Lust und Laune. Ich kann von beiden Bikes die Vorteile genießen.
Ausdauerorientiertes Cross-Country-Biken und eMTB stehen im ersten Moment doch im absoluten Gegensatz - ist das so?
Na klar, im Cross Country wird schon geballert, während für mich das eMTB für eine gemütliche Bikerunde mit Freunden steht. Aber erst neulich war ich zuhause in Südtirol und wollte am Abend noch schnell aufs Bike. Da hab ich mir mein eMTB geschnappt, um die Hometrails vor meiner Haustür zu fahren. Gelandet bin ich schlussendlich auf einer meiner alten Trainingsstrecken, die einige technisch ziemlich anspruchsvolle Anstiege aufzuweisen hat. Früher hab ich hier meine Technik auf dem Hardtail trainiert, und an diesem Tag bin ich da halt mit dem eBike hochgefahren. Es hat unglaublich Spaß gemacht und irgendwie hat es die alten Zeiten wieder aufleben lassen. Eine gewisse Verbindung scheint es in einem zweiten Moment also trotzdem zu geben. Für mich zumindest.
Was fasziniert dich am eMTBen?
Ich habe vorhin ja erwähnt, dass ich mir den Spaß auf dem Bike wieder erarbeiten musste. Konkret heißt das, dass ich unter Spannung gestanden habe, sobald ich mich aufs Bike gesetzt habe. Auch während dem Fahrrad fahren haben meine Gedanken ständig um Leistung, Training und ähnliche Dinge gekreist. Als dann das erste Mal auf dem eMTB saß, war diese Spannung auf einmal wie weggeblasen. Ich konnte mich aufs Bike setzen und kam mit einem riesigen Grinsen im Gesicht wieder nach Hause. Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Genau das fasziniert mich am eMTB: es nimmt Unsicherheiten, Spannung und Druck raus. Jeder der mit einem eBike fährt, hat am Ende ein fettes Lächeln im Gesicht und möchte am liebsten noch eine Runde fahren. Mehr Menschen machen mehr draußen, und das ist meiner Meinung nach schon ein dicker Gewinn. Die Vorteile, die ein eMTB im Uphill bringt, muss ich ja wohl nicht aufzählen. Unterm Strich kann man sagen: es macht halt einfach Laune!
©Bosch eBike Systems
Bist du eigentlich auch noch ohne „e" unterwegs?
Na klar, ziemlich viel sogar! Ich habe mir erst vor kurzem ein neues Bike zugelegt, und das will bewegt werden. Wenn ich nicht gerade in Südtirol bin, dann bin in Bayreuth, in der schönen Fränkischen, wo es zum Radfahren auch richtig schön ist.
Bei Ladies Camps bringst du Frauen die Faszination eMTB näher - was möchtest du weitergeben?
Grundsätzlich möchte ich den Frauen die Freude am Fahrrad fahren vermitteln. Ich liebe es, den ganzen Tag draußen zu sein, tolle Menschen um mich herum zu haben und einen kleinen „Ratscher" zwischendurch einzulegen. Spaß auf dem Fahrrad, auch auf dem eBike, hängt natürlich dann immer mit dem Gefühl auf dem Bike zusammen. Und das wiederum mit der richtigen Fahrtechnik.
©Bosch eBike Systems
Oft wird damit argumentiert, dass mit eMTBs Fahrer komplett unterschiedlicher Leistungsstufen gemeinsam unterwegs sein können - macht das wirklich Sinn?
Und wie das Sinn ergibt! Die Gruppe, die unterwegs ist, ist viel harmonischer. Es wird geredet, es wird gelacht und jeder einzelne kommt oben entspannt an. Wenn ich mit einer Gruppe auf einem Womens Camp unterwegs bin, dann sind wir im Aufstieg immer die, die man schon lange hört, bevor man sie sieht. Natürlich ist es oft so, dass die Fahrer dann auch im Trail unterschiedliche Leistungsstufen abdecken, aber das kommt doch sonst auch immer wieder vor. Durch gegenseitige Rücksichtnahme lässt sich das leicht ausgleichen.
©Bosch eBike Systems
Kannst du die vorhandende Skepsis vieler Mountainbiker gegenüber dem eMTB verstehen?
Auf alle Fälle, der Mensch ist ja schließlich als Nein-Sager allgemein bekannt. Also wird was Neues öfters erstmal abgelehnt und kritisiert. Und auch wenn diese Kritik teilweise unbegründet ist, führt sie dazu, dass man im Dialog bleibt, Kompromisse sucht und Lösungen findet. Das finde ich sehr wichtig. Themen wie „Noch schaff ich das ja alleine, wenn ich dann 70 bin, dann leiste ich mir auch ein eBike" oder „eBiker in den Bergen, die kommen da ja nicht mehr runter, das ist viel zu gefährlich" sind Aussagen, die ich verstehen kann, dass sie getroffen werden. Mit etwas Erfahrung und Sensibilität können diese Aussagen aber leicht auseinander geklaubt werden können. Diese Themen hatten wir nämlich schon mal vor einigen Jahren mit Wanderern und ein paar Verrückten, die es tatsächlich wagten, mit dem Fahrrad auf einem Wanderweg zu fahren.
Wie würdest du einen eMTB Gegner vom Gegenteil überzeugen?
Ich würde ihn einfach draufsetzen aufs eBike, ihm geile Trails zeigen und gar nicht soviel reden. Das funktioniert immer!
Cappucino oder Espresso?
Ich muss meine italienischen Wurzeln jetzt doch verlassen, und greif lieber zum Cappuccino. Der ist einfach entspannter zum Trinken. „A Schworzer" (wie wir Südtiroler sagen) ist dann doch eher die Medizin nach dem Feiern.
VIELEN DANK!!
Interview und Text: Ines Schneider
Mehr Infos:
Zu den eBike-Experten der BikeHotels Südtirol
Zu den Uphill-Flowcamps der BikeHotels Südtirol
Hallo Greta, du warst mal erfolgreiche Athletin im XCO-Weltcup. Was hat dich dazu veranlasst, mit dem Leistungssport aufzuhören?
Oh, da gibt es nicht nur einen Grund und irgendwie dann doch: Mir hat das Mountainbiken keinen Spass mehr gemacht. Schlafen, Schule, Training, Lernen, Schlafen. Das ist ein Rhythmus, der ziemlich schnell zu Druck und Stress führen kann. Mountainbiken ist meine große Leidenschaft. Dass es mir wieder Spaß macht, musste ich mir wieder hart erarbeiten. Leistungssport ist eine ganz andere Nummer, als eine Sportart nur für sich selbst zu machen. Denn sobald du im Leistungssport unterwegs bist, dann bist du nicht mehr alleine. Du hast ein Team, Menschen, die auf dich schauen und sich um dich kümmern und Sponsoren, die auf dich schauen und etwas sehen wollen. So schön das auch sein kann, ich wollte an einem Punkt nichts anderes mehr, als für mich alleine zu sein und meine Freude fürs Biken wiederzufinden.
©Bosch eBike Systems
Du bist im Team der Bosch Uphill Flow Enthusiasts. Welche Gründe gab es für dich, vom XCO aufs eMTB zu wechseln?
Das ist eine sehr gute Frage, denn ich habe eindeutig nicht vom XCO aufs eMTB gewechselt. Ich habe jetzt einfach ein Bike mehr in der Garage stehen, das ich gerne benutze und mit dem ich unter der Saison viel unterwegs bin. Auch privat schaut es so aus, dass ich mal aufs eine, mal aufs andere Bike steige, je nach Lust und Laune. Ich kann von beiden Bikes die Vorteile genießen.
Ausdauerorientiertes Cross-Country-Biken und eMTB stehen im ersten Moment doch im absoluten Gegensatz - ist das so?
Na klar, im Cross Country wird schon geballert, während für mich das eMTB für eine gemütliche Bikerunde mit Freunden steht. Aber erst neulich war ich zuhause in Südtirol und wollte am Abend noch schnell aufs Bike. Da hab ich mir mein eMTB geschnappt, um die Hometrails vor meiner Haustür zu fahren. Gelandet bin ich schlussendlich auf einer meiner alten Trainingsstrecken, die einige technisch ziemlich anspruchsvolle Anstiege aufzuweisen hat. Früher hab ich hier meine Technik auf dem Hardtail trainiert, und an diesem Tag bin ich da halt mit dem eBike hochgefahren. Es hat unglaublich Spaß gemacht und irgendwie hat es die alten Zeiten wieder aufleben lassen. Eine gewisse Verbindung scheint es in einem zweiten Moment also trotzdem zu geben. Für mich zumindest.
Was fasziniert dich am eMTBen?
Ich habe vorhin ja erwähnt, dass ich mir den Spaß auf dem Bike wieder erarbeiten musste. Konkret heißt das, dass ich unter Spannung gestanden habe, sobald ich mich aufs Bike gesetzt habe. Auch während dem Fahrrad fahren haben meine Gedanken ständig um Leistung, Training und ähnliche Dinge gekreist. Als dann das erste Mal auf dem eMTB saß, war diese Spannung auf einmal wie weggeblasen. Ich konnte mich aufs Bike setzen und kam mit einem riesigen Grinsen im Gesicht wieder nach Hause. Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Genau das fasziniert mich am eMTB: es nimmt Unsicherheiten, Spannung und Druck raus. Jeder der mit einem eBike fährt, hat am Ende ein fettes Lächeln im Gesicht und möchte am liebsten noch eine Runde fahren. Mehr Menschen machen mehr draußen, und das ist meiner Meinung nach schon ein dicker Gewinn. Die Vorteile, die ein eMTB im Uphill bringt, muss ich ja wohl nicht aufzählen. Unterm Strich kann man sagen: es macht halt einfach Laune!
©Bosch eBike Systems
Bist du eigentlich auch noch ohne „e" unterwegs?
Na klar, ziemlich viel sogar! Ich habe mir erst vor kurzem ein neues Bike zugelegt, und das will bewegt werden. Wenn ich nicht gerade in Südtirol bin, dann bin in Bayreuth, in der schönen Fränkischen, wo es zum Radfahren auch richtig schön ist.
Bei Ladies Camps bringst du Frauen die Faszination eMTB näher - was möchtest du weitergeben?
Grundsätzlich möchte ich den Frauen die Freude am Fahrrad fahren vermitteln. Ich liebe es, den ganzen Tag draußen zu sein, tolle Menschen um mich herum zu haben und einen kleinen „Ratscher" zwischendurch einzulegen. Spaß auf dem Fahrrad, auch auf dem eBike, hängt natürlich dann immer mit dem Gefühl auf dem Bike zusammen. Und das wiederum mit der richtigen Fahrtechnik.
©Bosch eBike Systems
Oft wird damit argumentiert, dass mit eMTBs Fahrer komplett unterschiedlicher Leistungsstufen gemeinsam unterwegs sein können - macht das wirklich Sinn?
Und wie das Sinn ergibt! Die Gruppe, die unterwegs ist, ist viel harmonischer. Es wird geredet, es wird gelacht und jeder einzelne kommt oben entspannt an. Wenn ich mit einer Gruppe auf einem Womens Camp unterwegs bin, dann sind wir im Aufstieg immer die, die man schon lange hört, bevor man sie sieht. Natürlich ist es oft so, dass die Fahrer dann auch im Trail unterschiedliche Leistungsstufen abdecken, aber das kommt doch sonst auch immer wieder vor. Durch gegenseitige Rücksichtnahme lässt sich das leicht ausgleichen.
©Bosch eBike Systems
Kannst du die vorhandende Skepsis vieler Mountainbiker gegenüber dem eMTB verstehen?
Auf alle Fälle, der Mensch ist ja schließlich als Nein-Sager allgemein bekannt. Also wird was Neues öfters erstmal abgelehnt und kritisiert. Und auch wenn diese Kritik teilweise unbegründet ist, führt sie dazu, dass man im Dialog bleibt, Kompromisse sucht und Lösungen findet. Das finde ich sehr wichtig. Themen wie „Noch schaff ich das ja alleine, wenn ich dann 70 bin, dann leiste ich mir auch ein eBike" oder „eBiker in den Bergen, die kommen da ja nicht mehr runter, das ist viel zu gefährlich" sind Aussagen, die ich verstehen kann, dass sie getroffen werden. Mit etwas Erfahrung und Sensibilität können diese Aussagen aber leicht auseinander geklaubt werden können. Diese Themen hatten wir nämlich schon mal vor einigen Jahren mit Wanderern und ein paar Verrückten, die es tatsächlich wagten, mit dem Fahrrad auf einem Wanderweg zu fahren.
Wie würdest du einen eMTB Gegner vom Gegenteil überzeugen?
Ich würde ihn einfach draufsetzen aufs eBike, ihm geile Trails zeigen und gar nicht soviel reden. Das funktioniert immer!
Cappucino oder Espresso?
Ich muss meine italienischen Wurzeln jetzt doch verlassen, und greif lieber zum Cappuccino. Der ist einfach entspannter zum Trinken. „A Schworzer" (wie wir Südtiroler sagen) ist dann doch eher die Medizin nach dem Feiern.
VIELEN DANK!!
Interview und Text: Ines Schneider
Mehr Infos:
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