Trial trifft Trail - Im Gespräch mit Tom Oehler
Trial oder Trail? Im Endeffekt geht es Tom Oehler einfach ums Radfahren. Als Trial-Profi seit Jahren erfolgreich und bekannt, steigt der Österreicher auch immer öfter auf sein Mountainbike und macht die Berge und ihre Trails zu seinem Spielplatz. Im Interview spricht der Weltmeister und Weltrekordhalter über die Bedeutung der Balance und darüber, was Trial und Trail verbindet.
Tom Oehler by ©Matthias Fend / Red Bull Content Pool
BikeHotels: Dein Beruf ist das Biken. Wolltest du denn unbedingt Profi werden?
Tom Oehler: Nein, es war nie mein Ziel, ich wollte einfach nur radfahren. Es war eine sehr natürliche Entwicklung. Bevor ich überhaupt mit dem MTB-Trial begonnen habe, bin ich mit 10 Jahren schon auf dem Trialmoped meines Vaters herumgefahren. Irgendwann hab ich mir dann gedacht, dass ich das ja auch mit dem Mountainbike ausprobieren kann. Zu dieser Zeit hatte ich nur ein ultraschweres Stahlmountainbike, bis ich dann irgendwann mein erstes richtiges Trialrad bekommen habe. Mir hat es einfach großen Spaß gemacht und ich habe meine gesamte Freizeit auf dem Bike verbracht. Mit 13 folgte mein erster Wettkampf, den zweiten hab ich dann gleich gewonnen.
Von nichts kommt bekanntlich nichts. Gab es in deiner Wettkampfzeit einen strengen Trainingsplan?
Ja, der war durchaus intensiv. 20 Stunden pro Woche Ausdauer- und Krafttraining und gute 10 Stunden auf dem Trialrad. Ehrlich gesagt war es aber auch irgendwie eine sehr feine Zeit. Alles war komplett durchgeplant, du musst dich um nichts kümmern. Trainieren, essen, trainieren, schlafen... Für recht viel mehr blieb da auch nicht Zeit, dementsprechend war ich auch kein Freund von Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht. (Anm.: Tom Oehler hat während seiner Wettkampfzeit auch Sportwissenschaften in Salzburg studiert)
Nach vielen Jahren in den Top 3 der UCI-Weltrangliste hast du dich letztendlich als BikeTrial Weltmeister 2008 vom Wettkampfsport verabschiedet...
Ja, die Zeit war einfach reif für was Neues. Ich war schon immer ein Fahrer, der Neues ausprobieren wollte. Mir haben einfach alle Facetten des Radfahrens gefallen. Ein Wettkampf-Trialrad war mir irgendwann nicht mehr vielseitig genug. Ich hab mir deshalb ein Rad zusammengebaut, das meinen eigenen Kriterien entsprochen hat. Zu dieser Zeit habe ich mit dem Street Trial begonnen und urbane Spielplätze für mich entdeckt.
Nach seiner Wettkampfzeit gibt Tom Oehler seiner Kreativität mehr Platz - ob beim Street-Trial in New York City... ©Stefan Voitl / Red Bull Content Pool
Deine Arbeitsgeräte sind heute?
Im Endeffekt sind es zwei Räder, ohne die ich nicht leben könnte. Mein Rad für Street Trial ist ein Inspired Arcade mit 24“ Laufrädern und supersteilem 74,5° Lenkwinkel. Auf den Trails setze ich auf ein Liteville 301, das alle weiteren Einsatzzwecke abdeckt – den Bikepark, hochalpine und verblockte Trails oder den Weg zur nächsten Eisdiele. [grinst]
In Guatemala war Tom für ein Charity-Projekt mit dem Mountainbike unterwegs... ©Stefan Voitl
Als Trialfahrer bist du dafür bekannt, dass du dich eher im urbanen Bereich auslebst. Seit "Sea of Rock" sieht man dich auch mehr und mehr auf dem Mountainbike...
Ich stehe auf Kontraste, im sportlichen Leben genauso wie im Privaten.... Wird’s mir in der Stadt zu laut und zu hektisch muss ich auf den Berg, wenn es mir dort zu ruhig wird geht’s wieder in die Stadt – bin halt ein echter „Zwilling“.
Die Berge als Kraftquelle und ruhiger Kontrast zur hektischen Stadt... ©Stefan Voitl
... auch in Südtirol findet Tom Oehler immer wieder Abstand vom oft hektischen Bike-Profi-Dasein. Klar, dass er dabei immer in einem BikeHotel Südtirol absteigt. ©Stefan Voitl
Für Shows und Foto- sowie Videoproduktionen bist du viel auf Reisen. Wird so ein hektisches Leben nicht irgendwann zu viel?
Nein, auch wenn es manchmal echt anstrengend ist. Ich reise gern und mein "Job" ermöglich es mir, andere Länder und Kulturen auf eine spannende Weise kennen zu lernen.
Trial oder Trail?
Da gibt es keine Entscheidung. Der "Lebenstrail" ohne Trial wäre aber auf jeden Fall langweilig!
Was sind deine Spielplätze im urbanen und im alpinen Bereich?
In der Stadt such ich immer nach Locations mit Stufen in verschiedenen Höhen, am liebsten in Kombination mit Schrägen oder anderen Obstacles wie Parkbänken. Auf dem Berg mag ich gerne steile, verblockte Trails - hauptsache technisch! Ich steh aber auch auf flowige Bergab-Pumptracks. Und wer mit mir auf Facebook verknüpft ist weiß dass ich Spitzkehren auch recht gerne hab. (Hier kannst du dir anschauen, wie man Spitzkehren normalerweise nicht fährt, Tom Oehler es aber gerne macht.)
In den Bergen mag es Tom Oehler gerne technisch... ©Uta Philipp
... aber auch auf flowigen Trails hat der Bike-Profi seinen Spaß. ©Tom Bause
Wichtigstes Basic beim Trialfahren?
Die Balance! Sie ist die Grundlage für alle Trial-Techniken und meiner Meinung nach auch fürs Mountainbiken. Ohne gute Balance fehlt dir die wichtige Basis für alle anderen Techniken.
Wichtigstes Basic auf dem Trail?
Die Frage hatten wir doch schon mal [grinst]. Natürlich die Balance, egal ob beim trialen oder auf dem Trail!
Balance ist das Zauberwort! Auf dem Mountainbike bringt Tom Oehler nichts so schnell aus dem Gleichgewicht. ©Stefan Voitl
Und wie wichtig ist die richtige Balance im Leben?
Sehr wichtig.
Möchtest du uns verraten, was dich aus dem Gleichgewicht bringt?
...... Ui, da gibt’s einiges [lacht]. Es gibt immer wieder Situationen im Leben, die auch mich aus der Balance werfen. Ich denke, es geht eigentlich mehr darum, wieder zurück ins Gleichgewicht zu finden.
Hat dich im Leben schon mal etwas aus dem Gleichgewicht gebracht?
Ja, ein gebrochener Zahnkranz, der hat mich nämlich direkt ins Krankenhaus befördert. [lacht] Nein Scherz, als Sportler bringt dich jede Verletzung aus dem Gleichgewicht, aber entscheidend ist immer, was man daraus macht. Und das ist auch außerhalb des Sportlerlebens so.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei der Sportuni-Aufnahmeprüfung am Fußball gescheitert bist?
Ja, satte zwei Mal. Fußball ist echt nicht meine Stärke. Ich habe mir beim Fußballspielen auch mal eine Woche vor der Trial-WM den Meniskus eingerissen. Seitdem bleibe ich dieser Sportart möglichst fern.
Aber du hast das Sportstudium abgeschlossen, das heißt du hast die Fußball-Aufnahmeprüfung dann doch geschafft?
Ja, beim dritten Versuch hat es dann doch noch geklappt ;-)
Ist das eine Eigenschaft eines guten Trialfahrers? Dranbleiben bis zum Erfolg?
Vielleicht? Das wichtigste ist auf jeden Fall, einmal öfter aufzustehen als hinzufallen.
Dein Ausgleich zum Biken?
Radschrauben ist für mich wie Meditation.
Gleichgewicht und absolute Perfektion in der Bikebeherrschung... ©Mohamed Ahsan / Red Bull Content Pool
Wer gerne mit Tom Oehler die Balance am Trail verbessern möchte, der hat bei diesem Fahrtechnikcamp in Südtirol noch die Gelegenheit dazu.
Tom Oehler mit "Seasons of Shred" in den Dolomiten
Tom Oehler Facebook
Interview: BikeHotels Südtirol
Bilder: ©Stefan Voitl, ©Mohamed Ahsan, ©Matthias Fend, ©Tom Bause, ©Mirja Geh, ©Mohamed Ahsan, ©Uta Philipp
Tom Oehler by ©Matthias Fend / Red Bull Content Pool
BikeHotels: Dein Beruf ist das Biken. Wolltest du denn unbedingt Profi werden?
Tom Oehler: Nein, es war nie mein Ziel, ich wollte einfach nur radfahren. Es war eine sehr natürliche Entwicklung. Bevor ich überhaupt mit dem MTB-Trial begonnen habe, bin ich mit 10 Jahren schon auf dem Trialmoped meines Vaters herumgefahren. Irgendwann hab ich mir dann gedacht, dass ich das ja auch mit dem Mountainbike ausprobieren kann. Zu dieser Zeit hatte ich nur ein ultraschweres Stahlmountainbike, bis ich dann irgendwann mein erstes richtiges Trialrad bekommen habe. Mir hat es einfach großen Spaß gemacht und ich habe meine gesamte Freizeit auf dem Bike verbracht. Mit 13 folgte mein erster Wettkampf, den zweiten hab ich dann gleich gewonnen.
Von nichts kommt bekanntlich nichts. Gab es in deiner Wettkampfzeit einen strengen Trainingsplan?
Ja, der war durchaus intensiv. 20 Stunden pro Woche Ausdauer- und Krafttraining und gute 10 Stunden auf dem Trialrad. Ehrlich gesagt war es aber auch irgendwie eine sehr feine Zeit. Alles war komplett durchgeplant, du musst dich um nichts kümmern. Trainieren, essen, trainieren, schlafen... Für recht viel mehr blieb da auch nicht Zeit, dementsprechend war ich auch kein Freund von Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht. (Anm.: Tom Oehler hat während seiner Wettkampfzeit auch Sportwissenschaften in Salzburg studiert)
Nach vielen Jahren in den Top 3 der UCI-Weltrangliste hast du dich letztendlich als BikeTrial Weltmeister 2008 vom Wettkampfsport verabschiedet...
Ja, die Zeit war einfach reif für was Neues. Ich war schon immer ein Fahrer, der Neues ausprobieren wollte. Mir haben einfach alle Facetten des Radfahrens gefallen. Ein Wettkampf-Trialrad war mir irgendwann nicht mehr vielseitig genug. Ich hab mir deshalb ein Rad zusammengebaut, das meinen eigenen Kriterien entsprochen hat. Zu dieser Zeit habe ich mit dem Street Trial begonnen und urbane Spielplätze für mich entdeckt.
Nach seiner Wettkampfzeit gibt Tom Oehler seiner Kreativität mehr Platz - ob beim Street-Trial in New York City... ©Stefan Voitl / Red Bull Content Pool
Deine Arbeitsgeräte sind heute?
Im Endeffekt sind es zwei Räder, ohne die ich nicht leben könnte. Mein Rad für Street Trial ist ein Inspired Arcade mit 24“ Laufrädern und supersteilem 74,5° Lenkwinkel. Auf den Trails setze ich auf ein Liteville 301, das alle weiteren Einsatzzwecke abdeckt – den Bikepark, hochalpine und verblockte Trails oder den Weg zur nächsten Eisdiele. [grinst]
In Guatemala war Tom für ein Charity-Projekt mit dem Mountainbike unterwegs... ©Stefan Voitl
Als Trialfahrer bist du dafür bekannt, dass du dich eher im urbanen Bereich auslebst. Seit "Sea of Rock" sieht man dich auch mehr und mehr auf dem Mountainbike...
Ich stehe auf Kontraste, im sportlichen Leben genauso wie im Privaten.... Wird’s mir in der Stadt zu laut und zu hektisch muss ich auf den Berg, wenn es mir dort zu ruhig wird geht’s wieder in die Stadt – bin halt ein echter „Zwilling“.
Die Berge als Kraftquelle und ruhiger Kontrast zur hektischen Stadt... ©Stefan Voitl
... auch in Südtirol findet Tom Oehler immer wieder Abstand vom oft hektischen Bike-Profi-Dasein. Klar, dass er dabei immer in einem BikeHotel Südtirol absteigt. ©Stefan Voitl
Für Shows und Foto- sowie Videoproduktionen bist du viel auf Reisen. Wird so ein hektisches Leben nicht irgendwann zu viel?
Nein, auch wenn es manchmal echt anstrengend ist. Ich reise gern und mein "Job" ermöglich es mir, andere Länder und Kulturen auf eine spannende Weise kennen zu lernen.
Trial oder Trail?
Da gibt es keine Entscheidung. Der "Lebenstrail" ohne Trial wäre aber auf jeden Fall langweilig!
Was sind deine Spielplätze im urbanen und im alpinen Bereich?
In der Stadt such ich immer nach Locations mit Stufen in verschiedenen Höhen, am liebsten in Kombination mit Schrägen oder anderen Obstacles wie Parkbänken. Auf dem Berg mag ich gerne steile, verblockte Trails - hauptsache technisch! Ich steh aber auch auf flowige Bergab-Pumptracks. Und wer mit mir auf Facebook verknüpft ist weiß dass ich Spitzkehren auch recht gerne hab. (Hier kannst du dir anschauen, wie man Spitzkehren normalerweise nicht fährt, Tom Oehler es aber gerne macht.)
In den Bergen mag es Tom Oehler gerne technisch... ©Uta Philipp
... aber auch auf flowigen Trails hat der Bike-Profi seinen Spaß. ©Tom Bause
Wichtigstes Basic beim Trialfahren?
Die Balance! Sie ist die Grundlage für alle Trial-Techniken und meiner Meinung nach auch fürs Mountainbiken. Ohne gute Balance fehlt dir die wichtige Basis für alle anderen Techniken.
Wichtigstes Basic auf dem Trail?
Die Frage hatten wir doch schon mal [grinst]. Natürlich die Balance, egal ob beim trialen oder auf dem Trail!
Balance ist das Zauberwort! Auf dem Mountainbike bringt Tom Oehler nichts so schnell aus dem Gleichgewicht. ©Stefan Voitl
Und wie wichtig ist die richtige Balance im Leben?
Sehr wichtig.
Möchtest du uns verraten, was dich aus dem Gleichgewicht bringt?
...... Ui, da gibt’s einiges [lacht]. Es gibt immer wieder Situationen im Leben, die auch mich aus der Balance werfen. Ich denke, es geht eigentlich mehr darum, wieder zurück ins Gleichgewicht zu finden.
Hat dich im Leben schon mal etwas aus dem Gleichgewicht gebracht?
Ja, ein gebrochener Zahnkranz, der hat mich nämlich direkt ins Krankenhaus befördert. [lacht] Nein Scherz, als Sportler bringt dich jede Verletzung aus dem Gleichgewicht, aber entscheidend ist immer, was man daraus macht. Und das ist auch außerhalb des Sportlerlebens so.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei der Sportuni-Aufnahmeprüfung am Fußball gescheitert bist?
Ja, satte zwei Mal. Fußball ist echt nicht meine Stärke. Ich habe mir beim Fußballspielen auch mal eine Woche vor der Trial-WM den Meniskus eingerissen. Seitdem bleibe ich dieser Sportart möglichst fern.
Aber du hast das Sportstudium abgeschlossen, das heißt du hast die Fußball-Aufnahmeprüfung dann doch geschafft?
Ja, beim dritten Versuch hat es dann doch noch geklappt ;-)
Ist das eine Eigenschaft eines guten Trialfahrers? Dranbleiben bis zum Erfolg?
Vielleicht? Das wichtigste ist auf jeden Fall, einmal öfter aufzustehen als hinzufallen.
Dein Ausgleich zum Biken?
Radschrauben ist für mich wie Meditation.
Gleichgewicht und absolute Perfektion in der Bikebeherrschung... ©Mohamed Ahsan / Red Bull Content Pool
Wer gerne mit Tom Oehler die Balance am Trail verbessern möchte, der hat bei diesem Fahrtechnikcamp in Südtirol noch die Gelegenheit dazu.
Tom Oehler mit "Seasons of Shred" in den Dolomiten
Tom Oehler Facebook
Interview: BikeHotels Südtirol
Bilder: ©Stefan Voitl, ©Mohamed Ahsan, ©Matthias Fend, ©Tom Bause, ©Mirja Geh, ©Mohamed Ahsan, ©Uta Philipp
