Gerne Vollgas geben
Steffi Marth gehört zu den bekanntesten Mountainbikerinnen Deutschlands. Im Interview erzählt sie uns, wie sie zur Ruhe kommt, woher ihre Leidenschaft fürs Mountainbiken kommt und was sie an Südtirol fasziniert.
Wer schnell sein will, muss manchmal langsam machen. Steffi weiß genau, wie und wo sie Ruhe findet.
Wir durften vorab mal einen Blick in deinen Terminkalender werfen. Wow, du bist gewaltig viel unterwegs. Wann und wie schaffst du es, auch mal zur Ruhe zu kommen?
Das viele Reisen ist ein Segen und gleichzeitig ein Fluch. Zur Ruhe komme ich selten, fast gar nie. Wenn mir mal alles zu viel wird, dann fahre ich einfach nach Hause in den Osten Deutschlands. Dort muss ich zwar auch erst einige Tage meine Sachen, Bikes und Material wieder herrichten und mich durch die Post wälzen aber danach ist Entspannung in der Heimat mit der Familie ansagt.
Immer auf Achse, immer gut drauf: Steffi in Riva.
Du nimmst regelmäßig an Downhillrennen im Worldcup teil. Wie bereitest du dich darauf vor? Was gilt es, mental zu beachten?
Um an einem Weltcup Rennen im Downhill zu starten muss man sehr gut vorbereitet sein. Das Training dafür beginnt schon Monate im voraus. Durch das viele Reisen fällt es mir meist schwer viel auf dem Downhill Bike zu trainieren. Kurz vor dem Weltcup versuche ich mindestens einen guten Downhill Trainingstag einzurichten. Das Bike und Ersatzmaterial muss für das Rennen perfekt zurecht gemacht sein. Da die Trainingszeiten so kurz sind, muss man schnell handeln können, wenn etwas kaputt geht. Ich habe keinen Mechaniker, weswegen dieser Punkt immer sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Durch meine lange Rennerfahrung (17 Jahre im BMX, Fourcross, Enduro und Downhill) bin ich eigentlich mental stark genug, um in einem Weltcup cool zu bleiben.
Die gute Besichtigung wie hier beim Trailwalk in Lenzerheide ist essentiell in der Rennvorbereitung
Stürze und Verletzungen machen es wahrscheinlich nicht einfacher, im Rennen Vollgas zu geben. Wie kannst du die Gedanken daran abschalten?
Genau das ist der Punkt, wo auch ich oft Probleme habe. Solange alles nach Plan läuft habe ich es im Griff. In dieser Saison bin ich schon mehrfach heftig gestürzt und kämpfe mit einer Schulterverletzung. Obwohl ich gerne Vollgas geben will, merke ich, dass ich mental im Moment nicht fit genug bin. Bei schwierigen und gefährlichen Manövern mache ich mir zu viele Gedanken und kann nicht locker bleiben. In so einem Moment muss man seine Grenzen einfach kennen.
Steffi in Angriffsposition. Doch auch in brenzligen Situationen locker bleiben, ist nicht immer einfach.
Alle Welt springt jetzt auf den Enduro-Zug auf: Wäre die Disziplin auch was für dich?
Ich bin schon einige Enduro Rennen gefahren in den letzten Jahren. Es macht sehr viel Spaß und ich könnte mir eventuell auch gute Chancen ausrechnen aber bisher habe ich andere Projekte verfolgt, wie eben den Downhill Weltcup. Was mich am Enduro stört sind die doch eher wagen Regeln und manchmal auch sinnlosen Höhenmeter. Bei einem Enduro Rennen, wo man die Strecke vorher nicht kennt, nicht trainieren darf und jeder gefahrene Höhenmeter auch durch gewertete Abwärtstrails belohnt wird, wäre ich sofort dabei.
Obwohl Steffi im Enduro-Sport durchaus Spaßpotential sieht, zieht sie doch Downhill vor.
Auch im Winter lässt dich die Natur nicht los, dann halt bist du auf Skiern unterwegs, wie letztes Jahr in Chamonix. Woher kommt die Leidenschaft für die Berge?
Das frage ich mich auch oft, denn ich komme aus dem absoluten Flachland der Niederlausitzer Heidelandschaft und meine Familie hat mit Bergen gar nichts am Hut. Ich denke, was mich am meisten in die Berge zieht sind die Möglichkeiten für Outdoor Aktivitäten. Sei es Biken, Skifahren, Klettern oder Trailrunning. Dazu die frische Höhenluft und die tollen Ausblicke… das macht doch mehr Spaß als wenn man zum Frühstück schon sieht, wer zum Abendessen kommt. :-)
Hier lässt es sich aushalten. Chamonix im Winter 2014/2015
Gibt es deiner Meinung nach Parallelen zwischen biken und skifahren?
Oh ja, die gibt es vor allem, wenn man Skitouren geht. Es ist eigentlich fast dasselbe, man erarbeitetet sich langsam und schweißtreibend die Höhenmeter, die man hinterher mit viel Spaß wieder herunter fahren kann. Oben gibt es meist ein tolles Panoramafoto und eine Brotzeit und unten angekommen klatschen sich alle ab und sind glücklich über die tolle Abfahrt. Der einzige Unterschied für mich ist, dass ich beim Skifahren mehr Spaß bergauf als bergab habe.
In Südtirol kennst du einige der besten Trails und Touren. Wie kam es zu deiner Freundschaft zu Südtirol?
Ja Südtirol ist definitiv zu meiner Heimat in den Bergen geworden. Das erste Mal in Südtirol war ich damals zum Testival in Latsch. Die tollen Trails gepaart mit der erfrischenden Lebensfreude der Südtiroler und dem Dolce Vita Lifestyle mit leckerem Essen hat mich einfach fasziniert. Seitdem habe ich mich mit jedem Besuch mehr in Südtirol verliebt.
Trailvergnügen im Südtiroler Blumenmeer
Gute Laune vor Dramakulisse. Steffi ist durch und durch MTB-Profi
Wo gefällt es dir in Südtirol am besten und warum und wo weltweit?
Wo es mir am besten gefällt kann ich so eigentlich nicht sagen. Vom Sommerflair des Vinschgaus bis zu den faszinierenden Dolomitenspitzen im Grödnertal ist es einfach überall super schön. Mir gefällt genau diese Vielfalt der Möglichkeiten in Südtirol bei gleichbleibender Qualität des Services und der Freundlichkeit der Einheimischen. Weltweit bin ich zum Biken auch gerne auf La Palma und am meisten zu entdecken gibt es wohl in Asien. Bisher war ich nur in China und Japan zum biken, aber das war schon sehr speziell und aufregend.
Steffi auf Abwegen im fernen Osten.
Rock'n'Roll auf der chinesischen Mauer
Wo wirst du heuer deinen Winter verbringen?
Das steht noch nicht fest. Sicher werden wir einen Ort wählen wo man Skifahren und Biken kann. In der engeren Auswahl sind Squamish /Kanada, Hood River /Oregon, Pila im Aostatal oder vielleicht doch Südtirol ?!? ;-)
Interview: Michaela Zingerle
Fotos: Nathan Hughes und andere
Wer schnell sein will, muss manchmal langsam machen. Steffi weiß genau, wie und wo sie Ruhe findet.
Wir durften vorab mal einen Blick in deinen Terminkalender werfen. Wow, du bist gewaltig viel unterwegs. Wann und wie schaffst du es, auch mal zur Ruhe zu kommen?
Das viele Reisen ist ein Segen und gleichzeitig ein Fluch. Zur Ruhe komme ich selten, fast gar nie. Wenn mir mal alles zu viel wird, dann fahre ich einfach nach Hause in den Osten Deutschlands. Dort muss ich zwar auch erst einige Tage meine Sachen, Bikes und Material wieder herrichten und mich durch die Post wälzen aber danach ist Entspannung in der Heimat mit der Familie ansagt.
Immer auf Achse, immer gut drauf: Steffi in Riva.
Du nimmst regelmäßig an Downhillrennen im Worldcup teil. Wie bereitest du dich darauf vor? Was gilt es, mental zu beachten?
Um an einem Weltcup Rennen im Downhill zu starten muss man sehr gut vorbereitet sein. Das Training dafür beginnt schon Monate im voraus. Durch das viele Reisen fällt es mir meist schwer viel auf dem Downhill Bike zu trainieren. Kurz vor dem Weltcup versuche ich mindestens einen guten Downhill Trainingstag einzurichten. Das Bike und Ersatzmaterial muss für das Rennen perfekt zurecht gemacht sein. Da die Trainingszeiten so kurz sind, muss man schnell handeln können, wenn etwas kaputt geht. Ich habe keinen Mechaniker, weswegen dieser Punkt immer sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Durch meine lange Rennerfahrung (17 Jahre im BMX, Fourcross, Enduro und Downhill) bin ich eigentlich mental stark genug, um in einem Weltcup cool zu bleiben.
Die gute Besichtigung wie hier beim Trailwalk in Lenzerheide ist essentiell in der Rennvorbereitung
Stürze und Verletzungen machen es wahrscheinlich nicht einfacher, im Rennen Vollgas zu geben. Wie kannst du die Gedanken daran abschalten?
Genau das ist der Punkt, wo auch ich oft Probleme habe. Solange alles nach Plan läuft habe ich es im Griff. In dieser Saison bin ich schon mehrfach heftig gestürzt und kämpfe mit einer Schulterverletzung. Obwohl ich gerne Vollgas geben will, merke ich, dass ich mental im Moment nicht fit genug bin. Bei schwierigen und gefährlichen Manövern mache ich mir zu viele Gedanken und kann nicht locker bleiben. In so einem Moment muss man seine Grenzen einfach kennen.
Steffi in Angriffsposition. Doch auch in brenzligen Situationen locker bleiben, ist nicht immer einfach.
Alle Welt springt jetzt auf den Enduro-Zug auf: Wäre die Disziplin auch was für dich?
Ich bin schon einige Enduro Rennen gefahren in den letzten Jahren. Es macht sehr viel Spaß und ich könnte mir eventuell auch gute Chancen ausrechnen aber bisher habe ich andere Projekte verfolgt, wie eben den Downhill Weltcup. Was mich am Enduro stört sind die doch eher wagen Regeln und manchmal auch sinnlosen Höhenmeter. Bei einem Enduro Rennen, wo man die Strecke vorher nicht kennt, nicht trainieren darf und jeder gefahrene Höhenmeter auch durch gewertete Abwärtstrails belohnt wird, wäre ich sofort dabei.
Obwohl Steffi im Enduro-Sport durchaus Spaßpotential sieht, zieht sie doch Downhill vor.
Auch im Winter lässt dich die Natur nicht los, dann halt bist du auf Skiern unterwegs, wie letztes Jahr in Chamonix. Woher kommt die Leidenschaft für die Berge?
Das frage ich mich auch oft, denn ich komme aus dem absoluten Flachland der Niederlausitzer Heidelandschaft und meine Familie hat mit Bergen gar nichts am Hut. Ich denke, was mich am meisten in die Berge zieht sind die Möglichkeiten für Outdoor Aktivitäten. Sei es Biken, Skifahren, Klettern oder Trailrunning. Dazu die frische Höhenluft und die tollen Ausblicke… das macht doch mehr Spaß als wenn man zum Frühstück schon sieht, wer zum Abendessen kommt. :-)
Hier lässt es sich aushalten. Chamonix im Winter 2014/2015
Gibt es deiner Meinung nach Parallelen zwischen biken und skifahren?
Oh ja, die gibt es vor allem, wenn man Skitouren geht. Es ist eigentlich fast dasselbe, man erarbeitetet sich langsam und schweißtreibend die Höhenmeter, die man hinterher mit viel Spaß wieder herunter fahren kann. Oben gibt es meist ein tolles Panoramafoto und eine Brotzeit und unten angekommen klatschen sich alle ab und sind glücklich über die tolle Abfahrt. Der einzige Unterschied für mich ist, dass ich beim Skifahren mehr Spaß bergauf als bergab habe.
In Südtirol kennst du einige der besten Trails und Touren. Wie kam es zu deiner Freundschaft zu Südtirol?
Ja Südtirol ist definitiv zu meiner Heimat in den Bergen geworden. Das erste Mal in Südtirol war ich damals zum Testival in Latsch. Die tollen Trails gepaart mit der erfrischenden Lebensfreude der Südtiroler und dem Dolce Vita Lifestyle mit leckerem Essen hat mich einfach fasziniert. Seitdem habe ich mich mit jedem Besuch mehr in Südtirol verliebt.
Trailvergnügen im Südtiroler Blumenmeer
Gute Laune vor Dramakulisse. Steffi ist durch und durch MTB-Profi
Wo gefällt es dir in Südtirol am besten und warum und wo weltweit?
Wo es mir am besten gefällt kann ich so eigentlich nicht sagen. Vom Sommerflair des Vinschgaus bis zu den faszinierenden Dolomitenspitzen im Grödnertal ist es einfach überall super schön. Mir gefällt genau diese Vielfalt der Möglichkeiten in Südtirol bei gleichbleibender Qualität des Services und der Freundlichkeit der Einheimischen. Weltweit bin ich zum Biken auch gerne auf La Palma und am meisten zu entdecken gibt es wohl in Asien. Bisher war ich nur in China und Japan zum biken, aber das war schon sehr speziell und aufregend.
Steffi auf Abwegen im fernen Osten.
Rock'n'Roll auf der chinesischen Mauer
Wo wirst du heuer deinen Winter verbringen?
Das steht noch nicht fest. Sicher werden wir einen Ort wählen wo man Skifahren und Biken kann. In der engeren Auswahl sind Squamish /Kanada, Hood River /Oregon, Pila im Aostatal oder vielleicht doch Südtirol ?!? ;-)
Interview: Michaela Zingerle
Fotos: Nathan Hughes und andere