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Beziehungskiste - „Pärchenbiken“ mit den Vertridern Sylvia Leimgruber und Axel Kreuter
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass gemeinsames Biken als Paar nicht funktionieren würde. Nur ein Klischee? Ja, meinen Sylvia Leimgruber und Axel Kreuter von den Innsbrucker Vertridern und beweisen eindrucksvoll, dass es auch als Paar auf dem Trail klappt. Sie haben ihre Leidenschaft für das hochalpine Biken nicht nur gemeinsam entdeckt, sondern leben ihre Passion seit Jahren auch miteinander aus. Die Südtirolerin aus dem Pustertaler Ahrntal und der Wahltiroler, der in Hamburg geboren und in Südafrika aufgewachsen, lieben nicht nur einander, sondern auch ihr Mountainbike und steile, technische Trails - bevorzugt im Doppelpack. Dass die Geschlechterunterschiede dabei gar nicht so groß sind, sondern sogar eine Bereicherung auf dem Trail, erzählen uns die beiden im Gespräch über Geduld, Diskussionspunkte und Angst um den Partner.


Gemeinsam am Trail - Sylvia und Axel biken am liebsten im Doppelpack. ©Hannes Mair

BikeHotels: Hallo ihr zwei. Ihr habt euch sicher beim Mountainbiken kennengelernt?
Axel: Nein, wir kennen uns von der Uni in Innsbruck.
Sylvia: Eigentlich hat uns der Kaffeeautomat im Viktor Franz Hess Haus [Anm.: Universitätsgebäude in Innsbruck] zusammengebracht, wobei es an dem Kaffee sicher nicht gelegen hat... [lacht]

Und wie hat das dann mit eurer gemeinsamen Leidenschaft, dem Vertriden, angefangen?
Sylvia: Mein Einstieg ins Vertriden war direkt ohne Umwege. Ich habe an der Sportuni einen Fahrtechnikkurs besucht, da ich mir kurz vorher ein Mountainbike zugelegt hatte, ganz klassisch mit langem Vorbau, Hörnchen und Felgenbremsen. Ich hatte eigentlich noch gar keine Ahnung vom Mountainbiken. Dieser Anfängerkurs entpuppte sich aber schon kurz nach der Auffahrt als böse Überraschung. Ich war fassungslos, dass wir uns statt auf dem schönen breiten Forstweg auf einem waschlappenbreiten Trail ins Tal stürzen sollten. Doch zu sehen, was mit einem Bike alles möglich ist, hat sofort ein Feuer in mir entfacht. Und meine Erzählungen danach müssen wohl derart eindrucksvoll gewesen ein, dass auch Axel danach seine Leidenschaft dafür entdeckt hat.



Leidenschaft "Vertriden" - Sylvia und Axel mögen es gern schmal, steil und verblockt, hier in Südtirol. ©Hannes Mair

Die gemeinsame Passion hat euch schon ganz schön in der Welt herum gebracht... Irgendwelche Highlights?
Sylvia: Wir haben uns von Anfang an gemeinsam voll und ganz dem Biken, später im Speziellen dem Vertriden verschrieben. Jeder Urlaub dreht sich seitdem ums Biken und wir sind mit unseren Rädern schon viel, weit und entlegen gereist. Zur Zeit ist sehr stark unsere erste Biketour mit Packtaschen in Namibia in meiner Erinnerung. Wir haben für den aktuellen Film ‚Burning Mountains’ nämlich wieder die Fotos hervorgekramt und konnten es nicht fassen, wie wir da unterwegs waren.
Axel: Wir waren wirklich schon in vielen genialen Bikegebieten. In Bolivien, in Kalifornien und Utah, Neuseeland, Namibia... Wobei der Brandberg in Namibia letztes Jahr sicher einer der aufregendsten Trips war, aber nicht gerade wegen den guten Trails… Da war für mich Moab eines der lässigsten Gebiete.



Der Brandberg in Namibia bleibt Sylvia und Axel im Gedächtnis. ©Hannes Mair

Man bekommt fast den Eindruck, dass ihr beim Biken ausschließlich im Doppelpack unterwegs seid?
Axel: Schon fast immer. [lacht]
Sylvia: Der Eindruck trügt nicht, wir verbringen die meiste Freizeit gemeinsam und auf dem Bike. [lächelt]

Biken als Paar ist ja manchmal so eine Sache... Die Fähigkeiten auf dem Bike sind oft ungleich verteilt, es muss viel Rücksicht auf die Bedürfnisse des Partners genommen werden, vielleicht gibt es andere Vorstellungen... Wie seht ihr das?
Sylvia: Gemeinsam auf Tour zu gehen, auch wenn die Bedürfnisse oder Fähigkeiten verschieden sind, sollte normalerweise kein Problem sein. Vorausgesetzt man nimmt gegenseitig Rücksicht. Wobei ich damit nicht nur in Richtung des ‚Schwächeren’ denke. Letztendlich muss man ja nicht jeden Meter gemeinsam fahren. Jeder sucht sich seine Herausforderungen auf dem Trail und beide haben dann einen fetten Grinser im Gesicht.
Axel: Das Biken mit Sylvia ist grundsätzlich nicht anders als mit anderen Kumpels. Rücksicht muss man immer irgendwie nehmen, wenn man nicht alleine unterwegs ist. Vielleicht haben wir auch das besondere Glück, dass wir einen ähnlichen Geschmack bei Trails haben.

Apropos „Geschmack“... Wer gibt bei der Tourenwahl den Ton an?
Sylvia: Die Touren legen wir fast immer gemeinsam fest, wobei Axel sicherlich der größere Trailchecker ist. Und es gibt natürlich die eine oder andere Tour, die wir getrennt machen, aus verschiedenen Gründen. Manchmal entspricht eine Tour einfach nicht meiner Fahrweise und dann macht es wenig Sinn. Aber gemeinsam den Tag auf dem Bike zu verbringen, das macht uns am meisten Spaß!
Axel: Wir stecken grob ab, was wir ungefähr fahren wollen. Wollen wir eine gemütliche Tour machen oder viele Höhenmeter und eher technisch? Dann macht meist einer von uns einen Vorschlag und wir einigen uns recht schnell. Mittlerweile weiß ich auch schon ziemlich genau, was Sylvia mag und was nicht. Manche wenige Touren plane ich auch alleine, frage sie aber höflichkeitshalber, willst du vielleicht mitkommen?



Panorama satt - gekonnte Tourenwahl von Axel und Sylvia. ©Claude Hoffmann

Seid ehrlich - gibt es auch bei euch mal Diskussionspunkte?
Sylvia: Hmmm... Diskussion gibt’s eigentlich nur, wenn Axel kurz vor Tourende statt die letzten Meter auf dem Asphalt zum Auto zu rollen noch einen ‚kurzen’ kreativen Umweg vorschlägt. Und ich muss mich mit müden Beinen dann noch 300 Höhenmeter abplagen, nur um uns ein paar Meter Asphalt zu sparen.
Axel:... [grinst]

Beim Mountainbiken kann auch mal was schiefgehen und vor allem im (hoch)alpinen Gelände kann das schwerwiegende Folgen haben... Angst um den Partner – kennt ihr das?
Sylvia: Axels Vorliebe für besonders steile, ausgesetzte Passagen lässt manchmal schon die Angst in mir hochsteigen, aber ich weiß, dass er ein guter Techniker ist. Er kann sich gut einschätzen und verfügt über den notwendigen Fokus. Manches Mal siegt dennoch die Angst über dieses Wissen, und dann schaue ich kurz mal weg, wenn er die Passage fährt.
Und bei dir Axel? Angst um Sylvia?
Axel: Das ist schon manchmal Thema. Wenn es ausgesetzt ist, ist man immer etwas angespannter, selbst zu Fuß darf man sich manchmal keinen Fehltritt leisten. Aber Sylvia ist auf jeden Fall sehr risikobewusst und das beruhigt mich schon. Bezüglich mir: Die Entscheidung, ob ich eine Stelle fahre oder nicht, kann nur ich selber treffen und die Bedenken der anderen hab ich meist ohnehin auch selbst.



Axel hat ein Vorliebe für ausgesetzte Passagen, da schaut Sylvia schon mal weg. ©Hannes Mair

Wenn ihr 3 Wörter hättet, um euch gegenseitig zu beschreiben.....
Sylvia: [grinst] Da reichen für Axel leider keine drei Worte aus.
Axel: Sylvia ist ruhig, aber zäh und mit viel Durchhaltevermögen.

Hand aufs Herz – gibt es auch etwas, was euch beim Biken am anderen nervt?
Sylvia: Hmmm...
Axel: Was mich nervt: Sylvia will nicht, dass ich ihr bei ihren Schlüsselstellen zuschaue. Da will sie ihre Ruhe. Wo ich ihr doch so gut helfen könnte, mit gescheiten Tipps. [grinst]


Hier: Kamera an und Axel darf schauen - bei Schlüsselstellen will Sylvia dann doch ihre Ruhe. ©Oliver Lorenz

Plattfuß oder technischer Defekt auf Tour – Wer ist bei euch zuständig?
Sylvia: Jeder für sich, wobei wir uns natürlich gegenseitig helfen. Ich bin auch für das Setup selbst zuständig, schraube daher auch selber an meinem Bike rum. Aber Axel geht mir natürlich zur Hand, wenn ich krafttechnisch bei dem einen oder anderen Handgriff unterlegen bin.

Wer muss öfter auf den anderen warten?
Sylvia: Axel muss sicherlich öfter auf mich warten, als ich auf ihn. Er ist der schnellere Fahrer, daher kommt er nicht daran vorbei... Ich dagegen warte aber auch oft auf Axel bei Stellen, die für mich außer Reichweite sind, an denen er sich aber ‚austobt’. Da geht dann schon mal eine halbe Stunde drauf, bis wir weiterfahren können.

Und wie sieht es mit deiner Geduld aus, Axel?
Axel: Klar muss ich manchmal warten. Wenn ich wirklich schnell unterwegs sein will, mache ich es mittlerweile einfach so, dass ich einfach mal alleine fahren gehe. Zu zweit oder in der Gruppe dauert immer alles länger, dafür teilt man aber auch das Erlebnis. Und das schätze ich eigentlich mehr.


Gleichberechtigung beim Warten: Sylvia braucht viel Geduld, wenn Axel sich an Schlüsselstellen austobt. ©Hannes Mair

Tipps vom Partner annehmen können – in einer Beziehung manchmal problematisch... Wie ist das mit Fahrtechniktipps?
Axel: Ich gebe Sylvia schon noch manchmal Tipps, aber ich weiß auch, dass sie von mir schwerer anzunehmen sind als von einer neutralen Person. Gerade bei schwierigen Stellen sind Tipps generell heikel, weil man Fahrtechnik dort schlecht lernen kann.
Sylvia: Fahrtechniktipps hole ich mir von Axel eigentlich keine, aber manchmal hilft es mir bei Stellen, wenn er sie vorfährt. Wobei sich dann doch wieder unsere Linienwahl unterscheiden kann. Axel fährt gerne direkt, ich zirkle gerne an der Stelle herum.

Was haltet ihr für die größten Klischees bezüglich Frauen und MTB?
Axel: Frauen stehen komisch am Rad...
Sylvia: Das größte Klischee ist, dass wir Frauen nicht von uns heraus eine Leidenschaft für technisches Mountainbiken haben, also nur mitfahren weil unser Freund fährt.

Bei euch klappt das gemeinsame Biken ja hervorragend. Irgendwelche Tipps, die ihr anderen Paaren mit auf den Weg geben könnt?
Axel: Ich denke das Wichtigste ist, den Ehrgeiz und auf jeden Fall die Verbissenheit beim Biken zu vergessen. Gemeinsam mit der Freundin zu biken hat andere Qualitäten, eben dass man zum Beispiel einen genialen Tag auf einem Trail zusammen erlebt. Stell Dir in dem Moment vor, deine Freundin würde gar nicht biken, dann müsstest du vielleicht an dem Tag gemeinsam spazieren gehen [grinst]. Also alles easy, es gibt schlimmeres, als auf die Freundin am Trail warten zu müssen!


Sylvia und Axel (Mitte und rechts) beim gemeinsamen Bike-Abenteuer in Namibia. ©Hannes Mair


Sylvia Leimgruber und Axel Kreuter aus dem Team Vertriders könnt ihr aktuell bei ihrem letzten gemeinsamen Trip nach Namibia begleiten:

- Burning Mountains: https://youtu.be/gZ9xR7KNmKQ
- Burning Mountains II: https://youtu.be/1j1Ze_y08B4

Interview: Ines Schneider
Fotocredits: ©Hannes Mair/Alpsolut, Claude Hoffmann, Oliver Lorenz
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