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„Ich bin kein Fotograf – nur ein Spezialist, der gerne Sportbilder macht!“
Kirsten Sörries im Interview

Kirsten Sörries ist ein vielbeschäftigter und ambitionierter Mann. Vor sechs Jahren hat es den gebürtigen Schwarzwälder nach München verschlagen, wo er seinem Hauptberuf und seinen zwei Nebenjobs nachgeht. Er leitet als Senior Shop Manager den Online Shop eines Münchner Konzerns, in Vollzeitbeschäftigung natürlich. Doch das ist Kirsten nicht genug. Einen Ausgleich zum intensiven Bürojob sucht der 32-jährige als Fahrtechniklehrer bei der MTB-Academy. Und mittlerweile hat er auch seine vielleicht größte Passion, die Fotografie, zum Nebenjob gemacht. Was als Hobby angefangen hat, macht Kirsten seit rund einem Jahr nun auch zunehmend kommerziell. Bei der „Ride Fair Kampagne“ der BikeHotels Südtirols war er der Mann hinter der Fotokamera und mit einem seiner Bilder hat er es schon auf das Cover der BIKE geschafft. Wir haben Kirsten kurz von Schreibtisch, Rad und Kamera weggelockt und zum Interview gebeten und lassen natürlich auch seine Bilder für sich sprechen.



BikeHotels: Hallo Kirsten! Du sagst auf deiner Homepage über dich selbst: „Ich bin kein Fotograf, ich bin nur eine Spezialist der gerne Sportbilder macht.“
Kirsten Sörries: Ja, ich habe es selbst schon zu häufig erlebt, dass sich Leute als Profi bezeichnen. Den Fehler wollte ich nicht machen. Ich bin deshalb kein Fotograf, weil ich meinen Lebensunterhalt nicht davon bestreiten muss. Und ich bin kein Fotograf, weil ich nicht das ganze Handwerk beherrsche. Ich beherrsche wirklich nur einen kleinen Teil des Berufes. Deswegen würde ich mich nie als Fotograf bezeichnen. Ich kann eine Art von Bildern ganz gut und bin darauf spezialisiert. In anderen Fotodisziplinen bin ich nicht bewandert und will es auch nicht sein. Ich bleibe also lieber nur Spezialist und habe dadurch mehr Freiheiten. Für meine Kunden passt es auch so.

BikeHotels: Viele Bilder von dir stammen aus Südtirol. Wann hat dich die Leidenschaft für Südtirol gepackt?
Kirsten Sörries: Das ist fast genau zwei Jahre her. Wir waren nach einem langen Winter in Bozen zum Biken und haben am Wochenende noch einen Tag in Latsch drangehängt. Im Vergleich zu Gardasee und Bozen war das dort eine andere Welt. Die Trails sind viel flowiger und die Täler weiter und großzügiger. Ich habe da ein paar Bilder von meinen Freunden gemacht und die Bilder waren einfach klasse. Danach kam der Pflichtbesuch bei Kurt Resch (Anm.: Steineggerhof) im Latemar und dann war es eh schon um mich geschehen.


„Early bird“ mit Daniel Schäfer in Latsch

BikeHotels: Kannst du dich auch an dein erstes Fotomotiv in Südtirol erinnern?
Kirsten Sörries: Nicht wirklich. Ich glaube es war die damalige Freundin im Rosengarten auf Kurts (Anm.: Kurt Resch) Schwiegermutter Tour.

BikeHotels: Und hast du ein persönliches Lieblingsfotomotiv in Südtirol?
Latemar und Rosengarten sind einfach ein Geschenk für jeden, der Fotos macht. Du kannst davor einen Busch fotografieren und es sieht immer gut aus.

BikeHotels: Hast du einen persönlichen Favoriten aus deinen Bildern, die in Südtirol entstanden sind?
Kirsten Sörries: Ja, das ist schwierig. Dieses Bild von Julia (Anm.: Hoffmann, siehe unten) gefällt mir einfach gut. Es passt alles zusammen und ist dennoch ganz simpel im Aufbau. Das Bild ist bei einem „Reynolds“ Kalender Shooting entstanden. Das war eine intensive Phase. Ich war erst kurz davor mit Daniel die „Ride Fair“ Kampagne in Latsch fotografieren, hatte eine harte Woche in der Arbeit und war irgendwie durch. Dann rief Julia mich an, dass sie dringend einen Fotografen für das Shooting braucht. Mit Julia hatte ich schon auf La Palma tolle Bilder gemacht und verstehe mich auch privat gut mit ihr. Also hab ich die Zähne zusammengebissen und bin am Freitag nach der Arbeit wieder ab nach Latsch. Dort hatten wir perfektes Wetter und ich hatte diese eine Kurve schon öfter mal im Auge gehabt. Die Kurve ist auf den Annaberger Böden und eigentlich unspektakulär, aber hat mich doch schon gereizt. Ich wollte ein Foto mit 100% Gegenlicht und genau den letzten Sonnenstrahlen über dem gegenüberliegenden Berg machen. Und genau das ist mir gelungen. Ein tolles Bild mit viel Dynamik, gutem Licht und einer tollen Frau und Fahrerin drauf!


Letzte Sonnenstrahlen über den Bergen – dieses Bild aus einem Shooting mit Julia Hoffmann schafft es für Kirsten aus seinen eigenen Arbeiten bis ganz nach vorne.

BikeHotels: Wo bist du in Südtirol eigentlich am liebsten?
Kirsten Sörries: Am Schartl Kamm im Martelltal. Die Tour dorthin ist bergauf schon viel Plagerei, aber man hat danach eine der besten und schönsten Abfahrten, die ich kenne. Alle, mit denen ich bisher dort war, sind genauso begeistert wie ich.

BikeHotels: Du hast es mit einem Bild mit Daniel Schäfer in den Südtiroler Dolomiten aufs Cover der BIKE geschafft. Was muss deiner Meinung nach ein gutes Coverbild mitbringen?
Kirsten Sörries: Ein gutes Coverbild zu machen, ist recht schwierig, weil es so unvorhersehbar ist. Es gibt da sehr viel Konkurrenz und man muss alles in einem Bild vereinen können. Die Situation, der Fahrer, die Bekleidung, die Fahrtrichtung, die Umgebung... Und am Ende des Tages muss es bei allen Klick machen. Beim Bildredakteur und nicht zuletzt bei den Kunden des Magazins. Davon hängt es ab, ob sich das Magazin am Kiosk verkauft oder nicht.

BikeHotels: Und wann ist ein Mountainbikebild für dich ein gutes Bild? Was muss dieses Bild mitbringen?
Kirsten Sörries: Für mich sind drei Dinge entscheidend. Der Vordergrund, Hintergrund und der Kunstfaktor. Viele denken vielleicht, es geht nur um den Vordergrund. Die Action, die krasse Situation, das Neue, die Innovation. Aber ich gehe immer vom Hintergrund aus. Landschaftsfotografen suchen sich zuerst einen guten Hintergrund aus und kommen darüber zum eigentlichen Bild. Genauso gehe ich auch vor. Im Vordergrund möchte ich etwas transportieren. Die Leute sollen das Bild anschauen und sich denken „auja, da will ich auch mal biken“. Der Betrachter soll sich also in Gedanken selbst in das Bild begeben wollen. Die Emotion, die vermittelt wird, ist wichtig. Und dann kommt natürlich der ganze handwerkliche Aspekt. Schärfe, Belichtung und Tiefe. Wenn ich so etwas wie einen Bildstil habe, dann sind es absolut gestochen scharfe Bilder, die wie eingefroren aussehen. Ich achte darauf, dass die Gesichter hell sind und es keine Schatten von Lenker und Co. auf dem Modell gibt. Für die Tiefe lege ich häufig ein Objekt in den Vordergrund, damit das Auge eine Relation zwischen Vordergrund, Modell und Hintergrund herstellen kann.


„Da will ich auch mal biken“ – diese Emotion wird bei diesem Bild eindeutig geweckt.

BikeHotels: Das klingt alles sehr durchdacht. Wie kann man sich denn dann einen Tag bei einem professionellen Mountainbikeshooting vorstellen?
Kirsten Sörries: Es fängt meistens schon im Vorfeld mit dem Abfahren der Locations an. Am besten mit dem Bike. Man schaut sich die Situationen an und überlegt, was man dort machen könnte oder nicht. Dann vermesse ich den Ort mit einer App. So habe ich den Sonnenstand und weiß zum Beispiel, wann die Sonne hinter welchem Berg hervorkommt oder wo sie untergeht. Passt die Sonne, geht es auch direkt los. Meistens brauche ich dann nur wenige Auslöser, um das Bild so zu haben, wie ich es brauche. Ich rede extrem viel mit den Fotofahrern. Für mich ist das ein Dialog. Die meisten Fotofahrer, die ich kenne, sind länger im Geschäft als ich und haben super Vorstellungen und Ideen. Ich versuche mich da immer drauf einzulassen. Ich fotografiere den ganzen Tag durch bis Sonnenuntergang. Am folgenden Tag fotografiere ich dann gerne Sonnenaufgänge und es geht weiter.


Sonnenaufgang in Latsch – der Tag bei einem professionellen Mountainbikeshooting beginnt für Kirsten in den frühen Morgenstunden und endet spät.

BikeHotels: Du bist selbst begeisterter Mountainbiker – ist das deiner Meinung nach auch notwendig, um gute Bilder machen zu können?

Kirsten Sörries: Ich glaube schon. Und es ist auch nicht wirklich ungewöhnlich in dem Bereich. Gute Fotografen wie Manfred Stromberg und Wolfgang Watzke haben einen ähnlichen Fahrtechnik-Hintergrund wie ich. Zum einen kann man so die Fotofahrer auch in schwierigen Gebieten gut mit dem Bike begleiten. Glaubt mir - mit einem 15 Kilo schweren Fotorucksack ist es echt anspruchsvoll im Gelände zu fahren. Noch dazu, wenn der Inhalt mehr als 10.000 Euro wert ist. Auch weiß ich sehr gut, wie eine Situation mit Fahrer aussehen wird. Als Fahrtechniklehrer mache ich das ja andauernd. Ich suche mir eine Stelle aus, an der die Teilnehmer etwas anwenden sollen. Beim Fotofahren ist das ein riesiger Vorteil. Zu guter Letzt habe ich durch mein eigenes Biken super Kontakte zu tollen Fotofahrern. Ohne die wäre ich nie dort, wo ich heute bin. Ein Großteil meiner Fotofahrer finden sich in der MTB-Academy Familie wieder.


Kirsten Sörries selbst in Action und zur Abwechslung mal vor statt hinter der Kamera.

BikeHotels: Wofür schlägt dein Herz nun mehr? Selbst biken oder hinter der Kamera stehen?
Kirsten Sörries: Das ist so ein stetiger Kampf in mir. Letztes Jahr war es definitiv das Fotografieren. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, selbst wieder mehr zu biken und auch einmal wieder ein Endurorennen zu fahren. Und dann schaue ich aber in meinen Kalender und sehe ab April wieder Termine für Shootings. Wie gesagt, es ist ein Kampf!

BikeHotels: Was muss ein Fotograf deiner Meinung nach in Südtirol unbedingt vor der Linse gehabt haben?
Kirsten Sörries: Das Fanestal und das Madritschjoch.




Kirsten hatte es bereits vor der Linse: das wunderschöne Fanes Tal und den Lè Vert See

BikeHotels: Kannst du uns drei Dinge nennen, die du mit Südtirol verbindest?
Kirsten Sörries: Viel Glück, Sonne und die sehr netten Südtiroler, die mich bei meinen Bildern immer unterstützen. Ach, und natürlich die gute Küche! Ich mag die Südtiroler Knödel sehr gerne, vor allem die Knödel am Ratschillhof im Vinschgau sind ein Wahnsinn!

BikeHotels: Kannst du mittlerweile schon im Südtiroler Dialekt sprechen?
Kirsten Sörries: Nee, nicht wirklich. Ich bin froh, dass ich in München nicht mehr auffalle! Habt ihr einen Tipp für eine gute Begrüßung in der Bar?

BikeHotels: Kirsten, probier es vielleicht mit „Hoi, trinksch mit mir a Glasl Hugo?“ ;-)


Bilder: @Kirsten Sörries/www.kirsten-soerries.de
Text und Interview: BikeHotels Südtirol/Ines Schneider
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